Aus dem bayerischen Wald

von Emerenz Meier
Rezension von Reinhard Mermi

... „das Dichterweib“, geboren 1874 in Schiefweg bei Waldkirchen in Niederbayern, war Wirts- und Bauerstochter und ist neben Lena Christ die bedeutendste bayerische Volksdichterin. In ihren gegenständlichen Texten beschreibt sie Menschen und Orte des Bayerischen Waldes, spürt Ungerechtigkeiten nach und rebelliert gegen Traditionen und Ungerechtigkeiten. Texte von ihr wurden u.a. im Simplicissimus und „Die fliegenden Blätter“ veröffentlicht. Im Herbst 1896 erschien im ostpreußischen Königsberg ihr erstes und einzigstes Buch „Aus dem bayerischen Wald“. Hans Carossa las das Buch und besuchte darauf hin im Herbst 1898 (zu Fuß) Emerenz Meier in Waldkirchen. Doch die sich abzeichnende schriftstellerische Karriere verlief anders:

Auch der Bayerische Wald blieb bis zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hin nicht von den Auswirkungen der Industrialisierung verschont. Es vollzog sich die schonungslose Umwandlung der bisherigen Agrargesellschaft hin zur Industriegesellschaft unserer Zeit. Emerenza Meier und ihre Familie wanderten 1906, wie so viele andere aus dem Bayerwald, nach Chicago aus.

Das Leben in der Fremde, der Kampf ums Überleben, ließen die Schriftstellerin schlussendlich verstummen. Fremd in der Fremde, mit Sehnsucht nach einer Heimat, die sie nirgendwo gefunden hat, starb Emerenz Meier 1928 in Chikago.

Es ist wieder mal an der Zeit, dass wir uns an diese Dichterin erinnern.

Wödaschwüln
von Emerenz Meier

Mi würgt der Wind, mi druckt der Tag -
Hü, meine Öchsl, hü!
Schwül wirds, es kimmt a Wödaschlag.
Hü, meine Öchsl, hü!
Der Acker hat an hirtn Bodn,
Der Mähnt* koan Gang, der Pfluag an Schodn -
Hü, meine Öchsl, hü!

Mi würgt der Wind, mi brennt der Tag!
Hott, meine Öchsl, hott!
Und daß mi 's Mensch iatzt nimmer mag? -
Hott, meine Öchsl, hott!
Es hat - i moan - sein guatn Grund,
Und wann i 'hn net derstich, den Hund,
Den schlechtn, straf mi Gott!

Mei Mensch is schö, drum gfallts eahm guat.
Wüah, meine Öchsl, wüah!
A Messer und fünf Stich gibt Bluat.
Wüah, meine Öchsl, wüah!
Zua bis aufs Heft und ummadraht,
Verfluachter Lump, wia wohl dös taat!
Wüah, meine Öchsl, wüah!

Und bist so schö, du schwarze Dirn,
Zauf, meine Öchsl, zauf!
Und hast so krauste Haar ums Hirn,
Zauf, meine Öchsl, zauf!
Und lachst so süaß und schaust so fei,
Und kannst so falsch und elend sei!
Zauf, meine Öchsl, zauf!

Mi würgt der Wind, mi brennt der Tag!
Aoh, meine Öchsl, aoh!
Muaß 's sein, daß i dös ewi trag?
Aoah, meine Öchsln, aoh!
Der Dunner kracht, es blitzt und brennt,
Schlag, Herrgott, ein und mach an End! -
Aoh, meine Öchsl, aoh!




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