DEIN FLEISCH UND BLUT

von Nicole Makarewicz
Rezension von Josef Graßmugg

THRILLER – So steht es am Cover.

Der blutfarben geschriebene Titel und die verloren daliegende Puppe sind erste Anzeichen, ein bedrückendes Buch in Händen zu halten.

Der tagebuchartige Roman beschreibt fünf Monate aus dem Leben und Umfeld der Journalistin Leah Sebelia.

Obwohl – es sind nicht nur diese fünf Monate, in denen man Leahs unsichtbarer Begleiter sein darf. Es ist ihr gesamtes bisheriges Leben, das sich allmählich offenbart – auch ihr selbst!

Dabei fordert die Arbeit, der sie sich verschrieben hat, wesentlich mehr Zeit als ursprünglich geplant. Es begann mit der Recherche für einen Pädophilen-Artikel. Aber sie konnte nicht abschalten, musste „dranbleiben“.

Sie will ein Buch darüber schreiben.

Leah wird mit Informationen aus der Szene versorgt, trifft sich mit Betroffenen, erhält einen – zunächst unbeachteten – Brief mit den Zugangsdaten zu einem Pädophilenforum.

Ihr Engagement für das geplante Buch fordert das erste Opfer: Die Beziehung zu ihrem Partner Max scheitert.

Während sich Leahs Mutter in Kenia aufhält, stößt sie in einer Zeitung auf die Todesanzeige eines Mannes, die sie stutzig macht. Sowohl Name als auch Alter sind ident mit den Daten ihres Vaters. Sie hatte ihn nie kennen gelernt. Von der Mutter wusste sie nur, dass er gestorben wäre, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen sei.

Leah kann nicht umhin, sie muss zur Verabschiedung des Verstorbenen. Tatsächlich lernt sie dort ihre Halbschwester Mara und deren Freund Ben kennen.

Damit beginnt die Reise in ihre persönliche Vergangenheit.

Aber Leah steht unter Zeitdruck. Auch in der Gegenwart überschlagen sich die Ereignisse. Mara ist ihr als Computerexpertin bei den Recherchen eine große Hilfe. Gemeinsam dringen sie in immer tiefere Kreise des Pädophilenringes vor. Der Computer kann weder Täter und Opfer, noch all die abartigen Geschehnisse dauerhaft verbergen.

Die Grausamkeiten suchen sich ihre Plattformen auch in der realen Welt. Menschen – ob Erwachsene oder Kinder – sind nichts wert. Leichen werden zur Selbstverständlichkeit. Doch da ist dieses Mädchen, Elina . . .

Nein, Leah darf die Augen nicht verschließen, darf nicht kapitulieren!

 

Das Buch ist kein Konzernprodukt, nicht „über einen Kamm geschoren“. Wenn schon der Plot kaum Freiheiten für positive Stimmungen während des Lesens zulässt, so geschieht es doch durch den Einsatz der Sprachvarietät. Es sind vor allem Wörter aus dem Bereich der Kulinarik, die untermauern, dass Österreich Schauplatz der Geschehnisse ist. Bezeichnungen wie Kernölflecken, Erdäpfelgulasch oder Kaiserschmarrn sind wohldosierte Zutaten zum Gesamttext.

Auch ein Liebesakt, dem sich Leah hingibt, beschreibt als Kontrast zu all dem Hässlichen, das ihr begegnet, die Schönheit körperlicher Liebe.

Ob für Leah eine Zukunft bleibt?

Scheitert sie bei ihrem Kampf um Elina schon in der Gegenwart?

Oder vielleicht sogar an ihrer eigenen Vergangenheit?

Alle, die dieses Buch lesen, werden es erfahren.

 

Beim Holzbaum-Verlag ist das Buch inzwischen leider vergriffen, als E-Book jedoch erhältlich.

Holzbaum Verlag, Wien

ISBN 978-3-902980-74-8




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